Quantcast
Channel: 49 Suns » Lesen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 54

Buchempfehlung: David Nicholls – One Day

$
0
0

David Nicholls - One DayLetzte Woche war ich unterwegs und habe das vorliegende Buch zuende gelesen. Eine Frau neben mir hatte zufällig das gleiche Buch dabei, allerdings auf deutsch. Dabei hat man aus dem knackigen und doppeldeutigen One Day nicht etwa Ein(es) Tages, sondern ein einfallsloses und beschreibendes Zwei an einem Tag gemacht[1].

Soviel also zum Titel, jetzt kommen wir zum Inhalt: Am 15. Juli 1988, dem Saint Swithin’s Day, verbringen Emma und Dexter ein paar Stunden miteinander. Sie haben gerade die Uni in Edinburgh abgeschlossen und werden bald getrennte Wege gehen – Dexter auf gammelige Weltreise, die er sich durch seine wohlhabende Herkunft leisten kann und Emma auf Jobsuche, die sich trotz eines sehr guten Abschlusses schwierig gestaltet.

Jedes Jahr am gleichen Tag treffen wir wieder auf die beiden und erfahren, was sie so in der Zwischenzeit zustande gebracht und getrieben haben. Die einzelnen Kapitel (= Jahre) werden sehr unterschiedlich beschrieben, was sehr viel Spaß macht. Mal sind es Briefe der beiden, mal einzelne Momentaufnahmen aus der jeweiligen Perspektive, mal ein gemeinsam verbrachter Urlaub.

Ebenso erfrischend ist die Beziehung, denn es handelt sich nicht um einen schnöden Liebesroman, sondern um die Beschreibung einer ungewöhnlichen Freundschaft über die Jahre. Und wie sich das Leben von Em und Dex, Dex und Em verändert, wie sie sich durchschlagen, mit kleinen und großen Problemen fertig werden, ihre beruflichen Karrieren auf und ab gehen, ihre Liebeseziehungen anfangen, verlaufen und enden usw. Natürlich schleichen sich ab und zu unnötige Klischees in die Schreibe ein, aber das wird durch die vielen cleveren Details, interessanten Wendungen und genauen Alltagsbeobachtungen wett gemacht.

Kommen wir noch mal auf den Titel zurück. Die offensichtliche Interpretation ist die des eines Tages, des 15. Juli, an dem der Leser über den Fortgang des Schicksals der zwei Hauptpersonen informiert wird. Die andere Bedeutung ist die des Herausschiebens, dass sich eines Tages, ja wenn man sich nur aufrafft, dann, ja dann wird sich alles ändern und alles besser werden. Sowohl Emma als auch Dexter haben Träume und Probleme, die sie anpacken wollen bzw. müssen und doch (lange) nicht tun. Die Verarbeitung dieser zweiten Bedeutung ist David Nicholls sehr gut gelungen und man findet sich oft selbst wieder in den Beschreibungen. Deswegen finde ich es auch so schade, dass man das in der deutschen Übersetzung so unter den Tisch hat fallen lassen.

Es gibt übrigens einen Song namens St. Swithin’s Day von Billy Bragg (Live-Video), den Nicholls in den Danksagungen erwähnt. Davon gibt es eine wunderschöne Version von Ben Gibbard:

Wer mal reinlesen möchte, kann dies bei Amazon tun und bei Gefallen zugreifen (alles Partnerlinks): Amazon UK für £3,99, Amazon DE für €8,70 (englisch), Amazon DE für €14,00 (deutsch).

  1. Bitte entschuldigt diese grantige Einleitung, aber so ziemlich jedes englische Buch, das ich in letzter Zeit gelesen habe, hat einen dämlichen deutschen Titel und darüber musste ich mich mal aufregen.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 54